Kunstverein in Hamburg
Seit 1817 widmet sich der Kunstverein in Hamburg der Präsentation und Vermittlung junger, künstlerischer Positionen ihrer Zeit und dient als Plattform für die konstruktive Auseinandersetzung über neue Wege in der Kunst.
Der Kunstverein wurde in einer Zeit gegründet, als ein selbstbewusstes Bürgertum sich mehr und mehr gesellschaftlich involvierte. 1817 fand sich eine Gruppe Hamburger Bürger zusammen, die sich regelmäßig, anfangs noch in privaten Räumen traf, um gemeinsam Kunstwerke zu betrachten und über diese zu diskutieren. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten namhafte Hamburger Bürger wie Karl Sieveking, Nicolaus Hudtwalcker oder Alexis de Chateauneuf. Schon bald wurde die theoretische Auseinandersetzung durch Ausstellungen ergänzt. Caspar David Friedrich, Phillip Otto Runge oder Arnold Böcklin wurden so früh im Kunstverein gezeigt. Der Kunstverein ist nicht nur die älteste Kunstinstitution der Stadt, sondern seine Mitglieder waren im 19. Jahrhundert auch maßgeblich für die Gründung der Hamburger Kunsthalle verantwortlich. Auch der Grundstock der Sammlung der Kunsthalle bestand größtenteils aus den Beständen des Kunstvereins, die von Vereinsmitgliedern erworben und durch Schenkungen und Nachlässe bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts ergänzt wurden.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts schärfte sich das Ausstellungsprofil des Kunstverein in Hamburg. Statt kleinteiliger Überblicksausstellungen traten thematische Einzel- und Gruppenschauen in den Vordergrund. Ein Hauptaugenmerk lag auf der Hamburgischen Secession und den avantgardistischen Tendenzen der Zeit wie dem Expressionismus, dem Kubismus sowie auch dem russischen Konstruktivismus. Die weitere Geschichte des Kunstverein in Hamburg ist ein Spiegelbild der gesellschaftlichen Veränderungen Deutschlands: Unter den Nationalsozialisten verboten, bemühte man sich nach 1945 um die Rehabilitierung der Moderne. Nun feierten hier auch internationale Künstler wie Jackson Pollock oder Francis Bacon ihre Ausstellungspremieren. Zu Zeiten der 68er-Bewegung standen gesellschaftliche Fragestellungen im Fokus der künstlerischen Auseinandersetzungen und damit die Konzeptkunst von Joseph Beuys, Blinky Palermo, Dieter Roth oder Hanne Darboven. Von den 1980er Jahren an entwickelte sich der Kunstverein als Ort, an dem über die Kunst soziale, kulturelle und politische Auseinandersetzungen nicht nur geführt, sondern angestoßen werden. Philippe Parreno, Pierre Huyghe, Dominique Gonzalez-Foerster oder Liam Gillick führten diese Tradition in den 1990er Jahren mit wegweisenden Projekten fort.
Der Kunstverein in Hamburg war und ist stets der Förderung jener Künstlerinnen und Künstler verpflichtet, die heute produzieren und das kulturelle Erbe der Zukunft mitgestalten. Das Programm orientiert sich an den internationalen Entwicklungen der Gegenwartskunst und setzt sich für die Förderung und Präsentation qualitativ hochwertiger künstlerischer Experimente ein, die diskursiv begleitet, die Entwicklung des zeitgenössischen Ausstellungswesens weiter vorantreiben.
Als Ort der künstlerischen Produktion, des Ausstellungsmachens, der Kunstvermittlung und des kritischen Diskurses hat der Verein sich den Künstlerinnen und Künstlern verschrieben, die uns neue Sichtweisen auf gesellschaftliche Sachverhalte aufzeigen. Sie stellen sich der Aufgabe, uns den Weg aus dem Gewohnten zu weisen, vielleicht auch den Weg zu einer anderen Weise des Zusammenlebens zu formulieren, um dabei eine Sprache zu entwickeln, die ökonomische und politische Differenzen überwinden hilft.